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ETL ADVISION bietet mit dem „Wirtschaftsmonitor ambulante Pflege“ eine umfassende Analyse über die wirtschaftliche Entwicklung ambulanter Pflegeeinrichtungen in den Jahren 2020 bis 2023. Die Publikation basiert auf den originären und anonymisierten Finanzdaten von mehreren Hundert Pflegediensten bundesweit. Was genau es damit auf sich hat, wissen Janine Peine, Steuerberaterin und Leitung ETL ADVISION, sowie Jonas Katthage, Branchenleitung Pflege.
Welche Erkenntnisse können aus der ETL ADVISION-Publikation über die wirtschaftliche Entwicklung ambulanter Pflegeeinrichtungen gewonnen werden?
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Janine Peine: Der „ETL ADVISION Wirtschaftsmonitor ambulante Pflege“ schaut vor allem auf die Zahlen. Und diese sind dramatisch: Es ist erkennbar, dass die Tariftreuepflicht viele ambulante Einrichtungen in wirtschaftliche Bedrängnis geführt hat – die Liquidität sinkt. Die Personalkostenquote ist in den Jahren um fünf Prozent gestiegen, was bedeutet, dass die Einrichtungen zum einen die Tariftreuepflicht umgesetzt und die Pflegemitarbeiter natürlich mehr Geld bekommen haben, zum anderen jedoch die Refinanzierung über die Kostenträger leider nicht ausreichend erfolgt ist.
Was bedeutet eine gestiegene Personalkostenquote?
Janine Peine: Die Personalkostenquote gibt wieder, wie viel Prozent des Umsatzes für die Personalkosten aufgewandt werden. Die Steigerung um fünf Prozent in der ambulanten Pflege in den Jahren 2020 zu 2023 bedeutet, dass fünf Prozent mehr Umsatz für die Personalkosten aufgewendet werden muss. Deswegen verbleibt weniger Gewinn und es ist weniger Liquidität im Unternehmen, die Rentabilität sinkt – und zwar so deutlich, dass Banken inzwischen Kredite nicht mehr zur Verfügung stellen, da die Betriebsergebnisse rückläufig sind. Die Folgen sind weitreichend: Viele ambulante Pflegeeinrichtungen kämpfen um die Liquidität, kämpfen um ihr Überleben und es kommt vermehrt zu Schließungen und Insolvenzen.
Wie kann ein Pflegedienst Liquiditätsengpässen gegensteuern?
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Jonas Katthage: Ein Pflegedienst kann Liquiditätsengpässen gegensteuern, indem er am Anfang eine Status-Quo-Analyse macht. Das heißt: Der Pflegedienst schaut sich seine aktuellen Zahlen ganz genau an – einmal operativ und einmal strategisch in der betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) und in den letzten Jahresabschlüssen. Hieraus wird für den Pflegedienst ersichtlich, welche Veränderungen es in der letzten Zeit gegeben hat. Daraus ergibt sich dann eine Potenzialanalyse, woraus der Pflegedienst schlussfolgern kann, welche Potenziale er noch nicht ausgeschöpft hat, um die Liquidität zu verbessern.
Es besteht immer die Möglichkeit des „Factoring“ – also einer Rechnungsvorfinanzierung. Allerdings kostet das Factoring auch wieder Geld, was dazu führt, dass die Liquidität erst einmal da ist, da die Kassen verzögert bezahlen und auch die Rechnungen verzögert bezahlen. Allerdings: Factoring an sich müsste nicht sein, wenn die Kassen regelmäßig und fristgerecht zahlen würden. So könnte man sich hier an der Stelle zwei bis zweieinhalb Prozent sparen.
Wann sind Einzelverhandlungen sinnvoll und was braucht es dafür?
Jonas Katthage: Für die Einzelverhandlung einer Pflegeeinrichtung werden die Jahresabschlüsse der letzten Jahre und die BWAs der letzten drei bis sechs Monate benötigt. Zusätzlich werden die Personalkosten und die Personaldaten benötigt, so wie Angaben zur Anzahl der Vollzeitstellen und zu den jeweiligen Qualifikationen des Personals. Diese Informationen benötigt die Pflegekasse, um mit uns in die Verhandlung gehen zu können.
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