Was ist ein Pflegedienst wert?
Was ist ein Pflegedienst wert?
Unternehmensbewertung für Pflegedienste in der Praxis
Spätestens bei Kauf / Verkauf oder Übergabe eines Dienstes stellt sich die Frage: Was ist der Pflegedienst wert? Wenn man in diesem Zusammenhang von „Wert“ spricht, meint man den finanziellen Nutzen, den der Pflegedienst verspricht, also die künftigen Erträge, die der Pflegedienst erzielen kann.
Vorsicht bei Faustregeln
In der Praxis werden hier zum Teil Faustregeln genutzt, z. B. 15 % des Jahresumsatzes oder zwei bis drei Monatsumsätze. Eines der großen Probleme der Faustregeln ist, dass sie voraussetzen, dass Umsatz und Gewinn in einem typischen Verhältnis zueinander stehen. Erzielt ein Pflegedienst aber im Verhältnis zum Umsatz einen überdurchschnittlich guten oder schlechten Gewinn, dann führen die Faustregeln zwingend zu unrealistischen Werten.
Die Ertragswertmethode ist der bessere Ansatz
Zu realistischen Ergebnissen gelangt man in allen Fällen mit der sogenannten Ertragswertmethode. Die Grundidee der Ertragswertmethode besteht darin, dass man die künftigen Gewinne des Pflegedienstes schätzt und dann den Wert des Pflegedienstes als Summe der künftigen Gewinne versteht.
Da der Gewinn in der Zukunft (z. B. in einem Jahr) aber weniger wert ist als der Gewinn heute, müssen die Gewinne der künftigen Jahre noch abgezinst werden. Die entsprechende Formel der sogenannten ewigen Rente lautet: Bemessungsgrundlage/Kapitalisierungszins in Prozent. Geht man also z. B. von einem künftigen jährlichen Gewinn in Höhe von 50.000 EUR aus und setzt man den Kapitalisierungszins mit 25 % an, so ergibt sich folgender Wert: 50.000 / 0,25 = 200.000 EUR
Es fragt sich aber, wie hoch der Kapitalisierungszins anzusetzen ist. Der Kapitalisierungszins setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen: Basiszinssatz (Zins von langlauf. Bundesanleihen gemäß Zinsstrukturkurve) + Marktrisikoprämie vor Steuern (5 %) * unternehmensspezifische Risiken ./. Wachstumsabschlag in % (Gewinnwachstum und abwälzbare Geldentwertung).
Die Schwierigkeit bei der Bewertung eines Pflegedienstes (wie auch aller sonstigen Unternehmen) besteht darin, dass man abschätzen muss, wie wahrscheinlich es ist, dass der Pflegedienst den kalkulatorisch angesetzten Gewinn auch in der Zukunft nachhaltig erzielen wird. Je unwahrscheinlicher dies ist, desto höher ist das unternehmensspezifische Risiko und desto niedriger ist der Unternehmenswert.
Zu den wesentlichen Punkten, welche die Erfolgswahrscheinlichkeit des Pflegedienstes beeinflussen gehören:
- Inhaber- und Personenabhängigkeit,
- Qualifikations- und Mitarbeiterstruktur, Unternehmenskultur, Werte,
- Standort / Einzugsgebiet und Konkurrenzsituation,
- Professionelle Außendarstellung (auch soziale Medien),
- Qualitätsmanagement,
- Kundenstruktur und Kundenzufriedenheit,
- Vernetzung in der Region und mit anderen Leistungserbringern.
Tipp:
Die kurze Beschreibung der Bewertungsverfahren hat gezeigt, dass die Bewertung eines Unternehmens – auch wenn sie vielfach mit diversen Formeln abgebildet wird – keine exakte Wissenschaft, sondern letztlich immer eine Schätzung ist. Die Qualität jeder Bewertung hängt deshalb davon ab, wie realistisch und fundiert die Schätzungen hinsichtlich künftiger Gewinne und Unternehmensrisiken sind. Dabei werden die zugrunde liegenden Schätzungen auch von der Interessenlage des Bewerters bzw. dessen Auftraggeber beeinflusst. Der Verkäufer eines Pflegedienstes schätzt den künftigen Gewinn häufig höher und die Risiken niedriger ein als der Erwerber. Um eine Bewertung zu verstehen, sollte man sich daher immer die der Bewertung zugrunde liegenden Annahmen erläutern lassen und kritisch hinterfragen.
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